Menschen mit Behinderung produzieren Mund-Nasen-Tücher in der Corona-Krise

Seite Mitte März 2020 befinden sich die Werkstätten für Menschen mit Behinderung im Ausnahmezustand. Seitdem besteht ein Betretungsverbot für die dort beschäftigten Menschen mit Behinderung. Sie dürfen nicht in die Werkstatt kommen, um zu arbeiten. Viele Werkstätten haben daraufhin ihren Regelbetrieb drastisch heruntergefahren.

Aber es gibt auch einige Werkstätten, die in systemrelevanten Bereichen tätig sind.
Diese Werkstätten produzieren Mund-Nasen-Masken oder Schutzbekleidung, stellen das Mittagessen für Krankenhäuser her oder machen den Wäscheservice für Pflege- oder Alteneinrichtungen.
Seitens der Politik gab es eine klare Anweisung solche Bereiche auch während der Corona-Krise offen zu halten.

Sie tragen einen wichtigen Anteil an der Versorgung der Bevölkerung in Deutschland bei. Wir können stolz darauf sein, dass Werkstätten für Menschen mit Behinderung zu den Stützpfeilern unserer Gesellschaft gehören.

Lesen Sie hier, welchen Beitrag die Soziale Arbeitsstätte Altenoythe, eine Werkstatt des Caritas-Vereins Altenoythe e.V. in Niedersachsen leistet.


Ein Gastbeitrag von Nina-Maren Schmidt vom Caritas-Verein Altenoythe e.V.

 

Überall in Deutschland rattern seit Wochen infolge der Corona-Krise die Nähmaschinen. Grund dafür ist der Mangel an Mundschutzmasken. Das Tragen eines Mundschutzes soll die Verbreitung des Corona-Virus eindämmen und ist seit Kurzem sogar in vielen Bundesländern beim Einkaufen und beim Nutzen von Bus und Bahn Pflicht.

Beschäftigte (Menschen mit Behinderungen), die in der Näherei in der Sozialen Arbeitsstätte Altenoythe Mund-Nasen-Schutz nähen

 

In der Näherei der Sozialen Arbeitsstätte Altenoythe (WfbM), einer Werkstatt des Caritas-Vereins Altenoythe e.V., sind die Beschäftigten mit Behinderung bereits seit Ende Februar fleißig dabei, die sogenannten Mund-Nasen-Tücher zu produzieren. Denn das benachbarte St. Marien-Krankenhaus wollte sich rechtzeitig auf mögliche Lieferengpässe vorbereiten, auch wenn zum Zeitpunkt der Anfrage, also am 26.02.2020, noch ausreichend Masken für die nächsten drei Monate vorhanden waren. Da das Krankenhaus und die Werkstatt schon seit Jahrzehnten in verschiedenen Bereichen zusammenarbeiten, war schnell ein entsprechendes Mundschutzmuster erstellt und abgestimmt.

Der selbstgenähte Mund-Nasen-Schutz der Sozialen Arbeitsstätte Altenoythe.

 

Zudem sind durch andere Nähereiprodukte, die hohe Qualitätsstandards erfüllen müssen, wie Babykrabbeldecken, Stoffe in der Sozialen Arbeitsstätte vorrätig, die zertifiziert sowie bei 90 Grad waschbar sind und somit direkt für die Mundschutz-Produktion eingesetzt werden konnten. So konnten die rund 25 Beschäftigten der Näherei kurzfristig mit der Herstellung der Tücher, die sterilisiert werden können und daher mehrfach verwendbar sind, beginnen. Präventiv hat die Verwaltung des St.-Marien-Krankenhauses die Soziale Arbeitsstätte ebenfalls beauftragt, Hauben und Kittel zu fertigen.

Nähen des Mund-Nasen-Schutz in der Sozialen Arbeitsstätte.

 

Aufgrund der Kooperation des St.-Marien-Krankenhauses mit ca. 20 umliegenden Krankenhäusern im Norden, wie Cloppenburg, Vechta, Löningen und Lohne, ließen weitere Bestellungen nicht lange auf sich warten. Zudem hatten auch die lokalen Pressevertreter von dem interessanten Auftrag der Werkstatt erfahren, so dass in den Zeitungen vor Ort Anfang März entsprechend berichtet wurde. Auf diese Artikel wurde das NDR-Radio aufmerksam und kündigte sich für ein Interview an. Das war der Startschuss für zahlreiche weitere Anfragen von Medienvertretern zu dem Thema „Menschen mit Behinderung produzieren Mundschutzmasken und leisten damit großen gesellschaftlichen Beitrag in der Corana-Krise“. Für die Beschäftigten folgten zwei aufregende Wochen. Sie wurden, sofern sie natürlich damit einverstanden waren, gefilmt, interviewt und konnten die Arbeit von verschiedenen Fernsehteams hautnah miterleben. Außerdem fanden sie sich im Anschluss in verschiedenen Sendeformaten, wie „Hallo Niedersachsen“ des NDR, Sat.1 Akte, RTL und SAT.1 Regional-TV und ARD Brisant, wieder. Natürlich standen aufgrund dieser diversen Berichterstattungen die Telefone der Sozialen Arbeitsstätte nicht mehr still. Zahlreiche Bestellungen von Trägern aus dem Sozial-, Pflege- und Gesundheitswesen aus ganz Deutschland trudelten nach der Ausstrahlung der Berichte ein.

Der NDR bei Filmaufnahmen in der Wäscherei der Sozialen Arbeitsstätte Altenoythe.

 

Die Beschäftigten mit Behinderung freuen sich aus verschiedenen Gründen über die Herstellung der Mund-Nasen-Tücher und die positive Resonanz. Zum einen können sie damit die Gesellschaft in der Corona-Krise unterstützen und gleichzeitig ihr Können unter Beweis stellen, das in normalen Zeiten eher wenig Beachtung findet. Zum anderen konnten sie durch die mediale Präsenz die Gelegenheit nutzen, auf sich, ihre Arbeit und ihr Bedürfnis nach Wahrnehmung und Anerkennung aufmerksam zu machen.

 

Das Copyright der Bilder hat der Caritas-Verein Altenoythe e.V.